Samstag, 4. April 2009

Tag 04 Chichester-Portsmouth-Isle of Wight-Lyndhurst

Wetter: morgens Regen 7 bis 10°, nachmittags sonnig 12-15°
Tageskilometer: 95
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 340
Tages-Fahrzeit :5:43 h
Gesamte Fahrzeit: 20:59 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,6km/h
Tageshöhenmeter: 937
Gesamt Höhenmeter: 2926
Maximale Steigung 13%
Maximalpuls: 169
Durschnittliche Pulsfrequenz: 131

Da es Frühstück erst um 8:30 Uhr gibt, koche ich mir auf dem Zimmer einen Tee, esse ein lecker Shortbread und mache mich um 7 auf den Weg nach Portsmouth. Es regnet, so dass ich endlich auch meine Regenjacke mal anziehen kann. Der direkte Weg nach Portsmouth führt über die A27 eine autobahnähnliche zweispurige Straße ohne Seitenstreifen. Deshalb folge ich der SCCR (SouthCoastCycleRoute), vorbei am Roman Palace.


Ich kann mich immer noch über die Beschilderung wundern, auch nach drei Tagen, so dass ich sie an manchen Stellen ignoriere, was sich in Emsworth zunächst zu rächen scheint. So beschließe ich dort erst mal zu frühstücken und mir einige Infos zur Navigation zu holen. Selbstverständlich gibt es full english breakfast inklusive Black Pudding (was nicht etwa schwarz gefärbter Vanillepudding ist, sondern mit Hafer angereicherte, gebratene Blutwurst, die wie verkohltes Blut aussieht, aber lecker schmeckt.


Es hat doch während des Frühstücks tatsächlich aufgehört zu regnen und nachdem ich einen kleinen Umweg fahren muss um die A27 zu vermeiden, geht’s über einen Fahrradweg in die Stadt Portsmouth. Durch die Stadt fahre ich nur durch, direkt zum historischen Hafen. Dort gibt es das nach englischer Auffassung berühmteste Schiff der Welt zu sehen: Die HMS Victory von Admiral Nelson, auf der er bei der Schlacht von Trafalgar trotz Sieg gefallen ist.


Das Schiff ist tatsächlich beeindruckend und viel größer und vor allem auch „komfortabler“ als alle Schiffe dieser Art die ich bisher gesehen habe.


Selbstverständlich sollte man sich von Nelsons „Great Cabin“ nicht täuschen lassen, das einfache Volk hatte nur karge Unterkunft.


Ganz in der Nähe der Victory fährt der Katamaran zur Isle of Wight ab, meinem nächsten Ziel.


In gut 10 min ist man in Ryde, der größten Stadt auf der Insel, die mich mit strahlendem Sonnenschein und 15° empfängt.


Durch die Hauptstadt Newport über Carisbrooke fahre ich bis ziemlich zur Westspitze, denn dort gibt es drei Sehenswürdigkeiten direkt nebeneinander.




Es geht ordentlich bergauf, aber auch bergab, und mit dem Wind passt es zunächst ganz gut. Ziemlich im Westen habe ich dann ordentlich Gegenwind, so dass es streckenweise recht anstrengend ist. Aber die Belohnung ist fantastisch: Freshwater Bay.


In diesem Moment wird mir wieder klar, wieso ich überhaupt mit dem Fahrrad gefahren bin. Nach etlichen Kilometern kämpfen am Berg und kämpfen mit dem Wind, tut sich nach einer längeren Abfahrt und nur wenigen dutzend Metern zu Fuß plötzlich eine Bucht auf, mit sensationellem Panorama, die Sonne scheint, es liegt eine Ruhe und Gelassenheit über der Szenerie, die im krassen Gegensatz zur Anstrengung vorher steht, kurz ein fantastischer Ort.
Nachdem ich die Atmosphäre ausgiebig genossen habe, geht es weiter zu den Needles und Alamobay. Erneut fantastisches Panaorama mit strahlendem Sonnenschein, liegen die Needles als bizarre Kreidefelsformation im Meer.


Am touristisch wohlerschlossenen Ort fahre ich mit einer Seilbahn runter zum Strand, wo man die verschieden gefärbten, praktisch senkrecht stehenden Sandschichten der Alumbay bestaunen kann.


Nach einem matschigen Sandwich geht es weiter nach Yamouth, von wo die Fähre mich wieder auf's Festland nach Lymington bringt. Die Autofähre ist deutlich langsamer als der Katamaran, so dass ich noch etwas in der Sonne dösend den Segelboten, die hier zu hunderten schippern, zuschauen kann. Lymington hat einen riesigen Jachthafen.

Von hier geht es weiter durch den New Forrest. Ziel ist Salisbury und Stonehenge. Noch immer leuchtet mir die Sonne mit goldenem Schein den Weg, der Wind steht gut und so lasse ich es noch ein paar Kilometer rollen bis Lyndhurst.


Begeistert von diesem schönen Tag, schwelge ich weiter im Luxus und gönne mir ein Zimmer im Best Western, mit warmer Dusche, flauschigen Handtüchern, kuscheligem Bett und Internetzugang, es ist sogar günstiger wie mein B&B without B gestern.

Fazit: Highlight war ganz klar die Isle of Wight, mit der schönen Landschaft, den fantastischen von Kreideklippen umgebenen Buchten. Muss man auf jeden Fall gesehen haben.

Freitag, 3. April 2009

Tag 03 Eastbourne-Chichester

Wetter: neblig aber trocken, morgens 6°, nachmittags 8°
Tageskilometer: 105
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 245
Tages-Fahrzeit :6:40 h
Gesamte Fahrzeit: 15:16 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 15,8km/h
Tageshöhenmeter: 748
Gesamt Höhenmeter: 1989
Maximale Steigung 14%
Maximalpuls: 177
Durschnittliche Pulsfrequenz: 136

Frühstück gibt’s leider nicht vor 7:30, so dass ich erst viertel nach acht auf dem Fahrrad sitze. Eastbourne hat eine schöne Uferpromenade, die ich zunächst entlang fahre, bis es bergauf auf die Straße Richtung Brighton geht, dem ersten Teilziel für heute.


Anscheinend ist die Serpentine hier doch bekannt, so dass die Steigungen bis auf kleine Ausnahmen im einstelligen Bereich bleiben. Es ist sehr neblig, was eine interessante Stimmung schafft. Die Straße ist recht lebhaft befahren, so dass ich mich doch recht konzentrieren muss, da sie auch sehr schmal ist.

Nach einiger Zeit erreiche ich nach einer schönen Abfahrt (selbstverständlich mit ordentlich Querfugen) den Seven Sisters Country Park. Durch den Nebel sehe ich allerdings nur eine der Sisters nämlich die South Brow. Vom angeblich ausgeschilderten Fahrradrundweg komme ich sehr schnell ab und muss einige Mountainbikepassagen bewältigen, dafür werde ich allerdings mit einer tollen ruhigen Stimmung belohnt, die ich nur mit den Tieren teilen muss. Dabei sind auch kleine Fliegen, die sich in Kampfgeschwadern zu hunderten Stoßweise auf mich stürtzen. Ich ertränke einen Teil davon mit Tränenflüssigkeit, den Rest ignoriere ich british.


Der Weg nach Brighton hat zwar einige Steigungen, aber die Kreidefelsen bieten auch einen herrlichen Ausblick. Trotz des Nebels und der vielbefahrenen Straße gibt es die Gelegenheit für einen kurzen Stop, an dem man die meditative Kraft spüren kann, die die Aussicht hier zu geben vermag. (außerdem gibt’s noch physische Kraft indem die Kohlehydratspeicher mit einem Gel aufgeladen werden...)



Die letzten Kilometer nach Brighton machen echt Spass, im Kopf läuft die Quadrophenia Musik von den Who und als Fahrradfahrer darf man teils die Busspur benutzen. Auf der legendären Promenade, die sich sehr lange hinzieht bis zum letzten verbliebenen Pier geht es vorbei an den Orten wo sich Mods und Rocker ordentlich geprügelt haben. Dabei ist die historische Szenerie, die auch heute noch gut erhalten bzw. restauriert ist, eher berühmt seit auch die Mitglieder der königlichen Familie hier im Sommer zu den Gästen zählten.



Vor allem George der IV Prinz of Wales hat mit seinem äußerlich im indischen Stil gehaltenen Prunkbau dem Royal Pavillion einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Besuch lohnt sich echt. Der Bankettsaal in den nie mehr als 30 Gäste geladen wurden hatte den Zweck zu beeindrucken. Und genau das tut er auch. Leider darf man keine Fotos machen und kaufen kann man nur Gedrucktes.



The Lanes fand ich nicht so legendär, da kennt man von anderen Orten „engere Gässchen“. Ein Besuch auf dem Pier muss natürlich auch sein. Nippes und Kirmes auf dem Meer.



Anyway, weiter geht’s mit dem Ziel möglichst nahe an Pourtsmouth zu kommen. Um der viel befahrenen Straße etwas zu entgehen fahre ich teils den „Southcoast National Cycle Path“ bzw. den 2er. Die Beschilderung ist wie beschrieben teils grotesk, allerdings geht es ab Brighton einigermaßen und man entwickelt einen 7. Sinn für die kleinen blauen Schildchen, die versteckt an irgendwelchen Straßenlaternen kleben.

Die Fahrradwegbeläge sind meist eher mäßig gut, was zusammen mit dem mittlerweile konstanten leichten Gegenwind dazu führt, dass ich das Gefühl habe nicht vom Fleck zu kommen. Das Gefühl täuscht nicht, der Schnitt liegt am Ende des Tages bei unter 16 km/h.
Einzig auf der 279 kann man etwas Tempo aufnehmen, der Verkehr ist allerdings heftig, noch dazu ist es Freitag nachmittags Feierabendverkehr.



Ganz schaffe ich es nicht bis Portsmouth, letztlich beschließe ich in Chichester zu übernachen. Allerdings auf den ersten Blick kein Hotel oder B&B. Nach einigem Fragen finde ich einen Pub with accomodation, außerdem gäbe es noch ein B&B, dass allerdings sehr teuer sei. Im Pub ruft man lässige 65 GBP für die Nacht auf. Na also wenn das andere das teuere ist, was wird das wohl erst kosten? Zu handeln gibt' nichts, allerdings ist das Zimmer klasse und das WLAN reicht auch bis dorthin. Deutlich mehr Komfort wie in den Hotels bisher. Selbst die Dusche funktioniert richtig, mit konstant warmem Wasser, was ich ausgiebig genieße.


Leider muss ich dann feststellen, dass ich in Eastbourne bei der recht aufwendigen Aktion mit dem Internetzugang meine Fleecejacke liegengelassen habe. Das einzige Nicht-Radfahrerkleidungsstück. D.h. Jetzt sehe ich sogar beim Essen gehen aus wie ein Radfahrer. Muss auch nicht sein, also morgen in Portsmouth einkaufen gehen. Ärgerlich.

Fazit: Brighton hat sich wirklich gelohnt, das Fahren war an sich ok, allerdings brauche ich noch etwas um auf Touren zu kommen. Der Verkehr ist teils heftig, man merkt schon das England sogar dichter besiedelt ist als Deutschland.

Donnerstag, 2. April 2009

Tag 02 Folkestone - Eastbourne

Wetter: meist sonnig etwas diesig, 7° bis 15°
Tageskilometer: 123
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 140
Tages-Fahrzeit :7:20 h
Gesamte Fahrzeit: 8:36 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,7km/h
Tageshöhenmeter: 953
Gesamt Höhenmeter: 1241
Maximale Steigung 15%
Maximalpuls: 186
Durschnittliche Pulsfrequenz: 142


Um 6:30 gibt's ein full english breakfast, so dass ich um 7 auf dem Fahrrad sitze und durch das erst langsam erwachende Folkestone fahre.


Die Steigungen halten sich zunächst in Grenzen und es geht sogar ordentlich bergab bis auf den Meeresspiegel und ich kann entspannt ein paar Kilometer an der Uferpromenade entlang fahren.


Das erstaunliche ist, dass der Wind tatsächlich so in etwa aus Osten kommt, was Rückenwind bedeutet. Unglaublich. Die ersten Versuch den Fahrradweg 2 weiter zu verfolgen enden auf einem recht idyllischen Fußgängerweg, auf dem Fahrräder verboten sind, was ich aber erst merke als der Weg vor einem Tor endet und ich ein ganzes Stück zurückfahren muss. Als ich dann die richtige Straße wiedergefunden habe, kommt die erste der angekündigten “bösen” Steigungen. Extrem heftig. Wenn ein Norweger oder Alpenanrainer eine Straße den Berg hoch baut, dann liegt die Steigung meist unter 10%, schließlich gibt's ja Serpentinen. Der Enländer nimmt einfach den kürzesten Weg nach oben und teert das ganze dann.
Ganz klar hier hat die Dampfmaschinen und Verbrennungsmotor Lobby ihre Finger im Spiel gehabt, viele Stücke liegen zwischen 13 und 15%.

Zwar gibt es keine hohen Berge, aber die Länge der Anstiege macht aus den Beinen gerne mal Laktatvorratsbehälter...

Zunächst richte ich mich nach den Straßenschildern einerseits und Karte und Kompass andererseits. Aber irgendwie will das nicht recht zusammenkommen. Ich schiebe das zunächst auf meinen mangelnden Orientierungssinn und das komplizierte einsortierne von west, ost und wie diese Richtungen alle heißen.

Als ich dann aber zum wiederholten male irgendwo im nichts oder in der völlig falschen Richtung lande, wenn ich den Fahrradwegschildern folge, fange ich auch langsam an an der übrigen Beschilderung zu zweifeln.
Letztlich komme ich zu dem Schluss, dass die Beschilderung Südenglands von Monthy Python übernommen wurde und fahre ab da nur noch mit Karte und Kompass, bzw. Frage Einheimische. Von denen weiß aber auch nur so grob jeder zweite wo der übernächste Ort ist. Die dies wissen und denen ich erzähle, dass ich nach Hastings will erklären mir unisono mit skeptischem Blick auf das Fahrrad, dass das unglaublich weit wäre sie mir aber trotzdem viel Glück wünschen würden?!

Impressionen 1 Fahrradweg:


Impressionen 2 kein Fahrradweg:

Impressionen 3


Obwohl der Wind meist günstig steht ist mein Schnitt sehr langsam, es gibt schlicht immer wieder mal heftige Anstiege. Während einstellige Steigungsprozente regelrecht entspannend wirken, gibt es meist doch ordentlich was zu kämpfen.

Noch einstellig...



So schminke ich mir mein erstes Teilziel Brighton recht schnell ab und begnüge mich mit Hastings. Die Schlacht von 1066 ist das geschichtliche Datum, das mir am allermeisten Präsent ist, keine Ahnung warum aber das ist natürlich ein muss. Die Kopie des berühmten 74m Wandteppichs, die Angeblich dort zu sehen sein soll, wird schon seit 5 Jahren nicht mehr ausgestellt, sorry Baedeker das war nix!

Hastings Strandpromenade:



Das Schlachtfeld und das entsprechend Museum liegt ein Stück nördlich von Hastings, im Ort Battle. Interessant sich den Schlachtverlauf zeigen zu lassen und dann selbst über diese Orte zu laufen.

Kaum zu glauben, aber hier haben sich tausende von Normannen und Anglo-Sachsen abgemetzelt:

Da das Wetter so gut ist und es noch früh ist, fahre ich weiter Richtung Easbourne. Zunächst gibt's noch eine heftige Steigungen, und etwas anstrengende Abfahrten, da der Seitenwind teils heftig in Böen kommt muss man echt aufpassen, dass man bei 30km/h oder mehr nicht einfach umgeworfen wird, außerdem sind die Straßen gerne mal mit 5-10cm Qeurfugen im Abstand von 10 bis 15m versehen, was immer recht heftige Schläge in Fahrrad gibt.

Blick ins Hinterland


Dann wird's aber flach und der Wind kommt günstig, so dass es rollt ohne Ende. Die Sonne scheint, das Fahrrad läuft extrem gut, so machts echt Spass, so dass ich sogar überlege noch weiter zu fahren als Eastbourne, aber für den ersten Tag reichts mit den Kilometern, und ich mache mir keinen Stress bei der Zimmersuche.


Auf dem Weg nach Eastbourne:
Strand von Eastbourne:

Typischer geht's kaum noch:

Fazit: Ein guter erster Fahrradtag bei schönem Wetter, der aber auch einen ordentlichen Vorgeschmack auf die kommende Quälerei gab.

Tag 01 Gießen - Folkestone

Wetter: teils bewölkt, teils sonnig, Paris 17°, Dover 7°
Tageskilometer: 17
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 17
Tages-Fahrzeit :1:16 h
Gesamte Fahrzeit: 1:16 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 13,3km/h
Tageshöhenmeter: 288
Gesamt Höhenmeter: 288
Maximale Steigung 13%
Maximalpuls: 188
Durschnittliche Pulsfrequenz: 155



5:30 Uhr aufstehen, Strom, Wasser und Gas abstellen, Fahrrad und Gepäck die Treppe vom DG runterwuchten und los geht's.

Die Zugfahrt lief erstaunlich glatt. Einzig die Franzosen scheinen nur kleine Fahrräder zu kennen, denn das idworx passte nur mit Gewalt durch die Türen für das Fahrradabteil. Dann steht's allerdings kuschelig und man sitzt direkt daneben, sehr praktisch.

In Paris hatte ich eine Stunde Aufenthalt, so dass ich auch die Pariser Fahrradwege kennenlernen konnte. Die Sonne schien und es waren 17°. Die Stadt der Liebe lächelt...

Der letze Abschnitt nach Calais ist so ein kleiner Bummelzug, leider ohne Fahrradabteil. Ich stelle mich einfach in den Gang und warte darauf, dass der Schaffner kommt und mich rausschmeißt, aber niemand kommt und nichts passiert. In Calais angekommen, bekomme ich einen Vorgeschmack auf den Gegenwind der mich auf großen Teilen der Tour erwartet. Auf der Fahrt zur Fähre bläst mir der Wind wirklich heftig entgegen, wenn er von der Seite kommt, muss ich echt aufpassen, dass ich nicht umgeweht werde. Die Satteltaschen machen mein Gefährt etwas seitenwindempfindlich.

Reisefahrradimpressionen:





Die Fähre fährt eine Stunde später los als geplant, laut Durchsage des Kapitäns hat sie 35min Verspätung. Ich denke die Engländer rechnen da noch in Zoll oder sowas?!

Die Kreidefelsen von Dover haben nicht die erwartete “magische” Wirkung. Vielleicht lags am Licht, keine Ahnung.


Nach dem Vorgeschmack auf den Wind in Calais, bekomme ich jetzt den Vorgeschmack auf die “Hügel” Südenglands. Da es leider schon dunkel ist sehe ich auf dem ersten Streckenabschnitt von Dover nach Calais nur die 10m vor dem Fahrrad. Dadurch verlieren die langen Steigungen irgendwie an Schrecken, allerdings ist der Fahrradweg 2 den ich nehme ein Singletrail mit Toren und Hindernissen. Sicherlich werde ich eher Straße fahren und die Fahrradwege (eher Wanderwege) nur ab und zu.

Die Steigungen bis 13% treiben den Puls gleich mal auf 188 hoch, mit locker einrollen ist also nichts, allerdings sind's auch nur 17 kilometer.
Ich brauche 1:16 Stunden bei einem Schnitt von 13 km/h. Das wird knapp mit den drei Monaten. Dabei läuft das Fahrrad klasse, viel besser als beim letzen mal, der größere Rahmen schein auch steifer und laufruhiger zu sein. Das neue Licht ist eine Sensation, mit der alten Halogenfunzel wäre ich diesen Weg bestimmt nicht gefahren.

Das Carlton Hotel in Folkestone bestätigt das was man über englische Hotels schon immer weiß: Hauptsache ein Teekocher auf dem Zimmer. Aber das Wasser zum Duschen ist tatsächlich 5min warm, ich war ja noch beim Friseur, das reicht dicke.

Leider kann ich mein Fahrrad nicht reinstellen, was mir ein schlafloses Auge bereiten wird...

Fazit des ersten Tages, alles glatt gelaufen, erstaunlich viele sehr nette Leute kennengelernt, z.B. ein älteres englisches Ehepaar, die mich in ihrem PKW aufgenommen haben, während wir bei heftigem kaltem Wind in der Schlange zur Fähre warten. (sehr unterhaltsam), der Artz in Deutschland im Zug, der meinte Landsend oben in Schottland sei erstaunlich flach..., die Französin, die 10000km im Jahr mit dem Rad durch Paris fährt, und den Kroatischen Backpacker, der ein bisschen komisch war, aber wir haben trotzdem mal Adressen ausgetauscht.

Dienstag, 31. März 2009

Das Ziel!


Die altehrwürdige Victoriastation in Londen. Das Ziel der Reise, am Ende einer Runde um Südengland, Wales, Irland, Schottland und wieder England

Abreise

Da hat Alice doch tatsächlich meinen Internetanschluss einen Tag zu früh abgeschaltet. Das Blog war noch nicht konfiguriert, und tausend Sachen noch online zu erledigen, da blieb nichts anderes als dreimal essen zu gehen in Cafes mit WLAN.

Das hat mich natürlich gewichtsmäßig zurückgeworfen, so dass ich zur Abreise gerade noch die 87 vorm Komma habe, also grob das gleiche Startgewicht wie letzes mal. Da das Fahrrad das gleiche ist wie bei der Skanditour (so ca. 16kg ohne Gepäck) bleibt nur die Ersparnis beim Gepäck.
Die ist allerdings deutlich, denn Zelt, Schlafsack und Thermomatte bleiben zu Hause (bzw. sind eh auf dem Postweg von Trondheim nach Lahnau verschollen). Und Teller, Tasse, Besteck bleibt auch zu Hause.

So bleiben 2 x gut 8kg für die hinteren Packtaschen, 2 x 2,3 vorne, 1,3 die Lenkertasche, Rucksack mit 2,2kg und die Trinkflaschen mit 2,4 kg (befüllt).
Das macht zusammen immer noch 25 Kilo, aber bei der Installationsfahrt zog das idworx easy rohler ruhig seine Bahn. Viel besseres Fahrverhalten wie letzes mal.
Am Fahrrad habe ich hinten statt des 16er Ritzels ein 17er, so dass ich am Berg etwas mehr Reserve habe, und die Gangsprünge absolut gemessen etwas kleiner sind.
Die Rohloff hat frisches Öl, die Kette ist gespannt, ich hoffe die Technik macht wieder so gut mit wie letzes mal. Ersatzreifen nehme ich diesmal nicht mit.

Eigentlich wollte ich diesmal auch an der Verpflegung sparen, aber irgendwie ist doch fast die Hälfte des hinteren Gepäcks Isopulver und Energieriegel. Vielleicht eine unterbewusste Abneigung gegen englisches Essen??

Anyway, der nächste Eintrag kommt hoffentlich aus Folkestone

Vorbereitung

14.03.09

So langsam steigt die Ungeduld, letzten Mittwoch hatte ich schon einen Flashback mit dem dringenden Bedürfnis durch Lappland zu fahren...

Dabei habe ich gehörigen Respekt vor der Topographie Großbritanniens. Es erwarten mich ähnliche Höhenmeterzahlen und Steigungen wie in Norwegen, und das ohne die „Einrollphase“ wie in Schweden.

Auch wenn ich diesmal mit etwas weniger Gepäck (ca. 20kg so zumindest der Plan) fahre wie bei der Skanditour, der Unterschied zum Fahren mit dem Mountainbike oder gar Rennrad ist so eklatant, dass man es eigentlich nicht vergleichen kann. Ehrlich gesagt, kann ich es mir momentan, wenn ich so bei lockeren 140 bis 160 Watt ein Stündchen auf dem Fahrradergometer verbringe, gar nicht vorstellen mit einem 35 – 40 Kilo Fahrrad irgendwelche Berge hochzufahren.

Die Vorbereitung im Fitnessstudio war diesmal nicht so umfangreich. Statt ein ganzes Jahr wie bei der Skanditour 2007 waren's nur drei Monate. Dafür bin ich im Sommer ein paar mal längere Touren an der Lahn entlang gefahren. Das Kraftniveau ist also geringer, aber ein paar Kilometer mehr sind in den Beinen, was das praktisch für Auswirkungen hat sehe ich aber erst wenn's wirklich losgeht, denn ob die Kilometer vom Sommer letzten Jahres jetzt noch was nützen?

Und losgehen wird’s am 1. April. Das die Bahnfahrt nach Calais fast 11 Stunden dauert ist aber kein Scherz. Nach meinen bisher eher schlechten Erfahrung mit der Bahn und dem Reiserad hatte ich deshalb sogar in Erwägung gezogen stattdessen mit dem Fahrrad durch Belgien zu fahren, aber wenn ich die ungefähr abgesteckte Route in GB/IRL wirklich fahren will, kommen wohl so ca. 6000 Kilometer zusammen, außerdem ist auf Grund der Topographie und der erwarteten „Besichtigungsdichte“ mein Tempo wahrscheinlich etwas langsamer als in Skandinavien, so dass ich die zur Verfügung stehenden drei Monate auch komplett brauchen werde.

Ein Traumstart wie bei der Skanditour, mit Übernachtung auf der Fähre, in komfortabler Kabine mit lecker Frühstück, und dann morgens um 7 im Zielland Schweden den ersten Tag ausgeschlafen und bester Stimmung auf dem Fahrrad zu beginnen wird mir also hier nicht gelingen. Allerdings hoffe ich, dass die Bahnfahrt nur ein bisschen übel ist und der Schaffner mich maximal einmal aus dem Zug wirft, so dass ich mit mittlerer Laune irgendwann in Calais ankomme und dann auf der Überfahrt regenerieren kann. Das Erscheinen der Kreidefelsen von Dover am Horizont fühlt sich sowieso immer an wie nach Hause kommen.

Zu England habe ich also schon immer eine ganz besondere Beziehung, Irland und Schottland sind für mich Neuland. Die Schotten und Iren die ich bis jetzt kennengelernt habe waren immer „Originale“, ich bin also sehr gespannt, wie es ist die Einheimischen in ihrer natürlichen Umgebung kennenzulernen...

Großen Respekt habe ich wie gesagt vor der Topographie, vor allem Südengland, Wales und das schottische Hochland scheinen einiges an Quälerei zu versprechen. Was noch hinzukommt, ist zum Teil heftiger bis sehr heftiger Gegenwind, was meist anstrengender ist wie Steigungen. Ob ich also wirklich die grob geplante Route über die Hebriden und Orkneys machen kann wird sich erst vor Ort zeigen.

Das Ziel der Reise liegt diesmal tatsächlich am Ende der Tour. Das ist psychologisch ein Vorteil gegenüber der letzten Reise, wo das leuchtende Ziel „Nordkap“ ziemlich in der Mitte der Reisedauer lag. Auch liegt diesmal die Strahlkraft des Ziels mehr in meiner persönlichen Beziehung zu England begründet als in seiner touristischen Attraktivität.

Endpunkt der Reise soll die Victoriastation in London sein, mit einer Abschlussübernachtung im direkt dort gelegenen Hotel, ein ehemaliges Scandic Crown.

25.03.09

Jetzt sitze ich hier mit einer Erkältung und es hat tatsächlich angefangen zu schneien!! Wie gut, dass in England ja bekanntermaßen das Wetter deutlich besser ist als hier...