Donnerstag, 11. Juni 2009

Tag 72 Manchester

Donnerstag 11.06.2009

Wetter: vormittags Regen, nachmittags sonnig, um 15°
Ruhetag


Auch wenn mein Fahrrad heute ruht, so gilt das doch nicht für die Beine, denn um einen wirklich intensiven Eindruck von der Stadt zu bekommen lege ich doch einige Kilometer zu Fuß zurück.

Der Eindruck von der Stadt ist gemischt, aber insgesamt recht positiv. Allerdings, bin ich ganz froh, dass mein Fahrrad im Hotelzimmer steht.

Zunächst schlendere ich durch Chinatown, nicht so beeindruckend wie beschrieben, eher Chinadorf. Da es in Strömen anfängt zu regnen, nehme ich ein Taxi zur Art Gallery. Der Taxifahrer hat allerdings keine Ahnung wo die ist, obwohl ich die Straße benennen kann. Nach einem Telefonat mit seinem Kollegen stellt sich heraus, dass es so ca. 300 Meter bis dorthin sind. Na herzlichen Dank.


Ich weiß nicht welche Gallery der Baedeker Autor besucht hat, aber die versprochenen Werke hat es hier nie gegeben. Überhaupt sind in diesem Reiseführer einige Bilder und Inhalte von Liverpool und Manchester vertauscht, also keine Empfehlung für GB Touren dieses Werk.


Interessant ist die Gallerie trotzdem und es gibt einiges unbekanntes und spannendes zu entdecken. Anschließend geht es nochmal nach Castlefields, zu den römischen Ursprüngen von Manchester.



Dort ist auch das Museum of Science and Industry. Insgesamt eher für „Familien“ gedacht, sprich Kinder beschäftigen mit Spielen usw. Aber es gibt eine interessante Rekonstruktion eines der ersten Computer überhaupt, der Ende der vierziger Jahre in Manchester gebaut wurde. Außerdem eine Halle wo neben Flugzeugen und Autos auch Fahrräder zu finden sind...




Anschließend geht es zu Old Trafford, dem Home of Manchester United. Ich mache die Tour durch Stadion und Museum nur aus einem Grund, denn da steht „unsere“ Championsleague Trophäe. Im Museum läuft ein Film von den letzten Minuten des Finales. Einer Gruppe von Koreanern erkläre ich, dass das was sie gerade sehen nie geschehen ist, und das der Pokal eigentlich in München steht. Den wirren Gesichtern kann ich entnehmen, dass die Koreaner noch nicht lange genug guten Fußball spielen um das zu verstehen.



Nachdem ich mir das angetan habe gibt es die Salford Quays zu besichtigen. Auch hier wurde ein altes Industriegelände umfunktioniert in Wohn-, Kultur- und Gastronomiestätten. Spannende Architektur, interessante Lage, und mit The Lowry ein interessanter Theater- und Galeriekomplex. Gegenüber, über eine Brücke zu erreichen, das Imperial War Museum North in einem interessanten Libeskind Gebäude.






Auf dem Rückweg habe ich mehr Glück mit dem Taxifahrer und wir entwickeln gemeinsame Pläne zur Rettung des afrikanischen Kontinents. Er kommt aus Zypern, ich aus Deutschland, da sind wir doch prädestiniert für diese Aufgabe. (fragt mich nicht, wie wir auf dieses Thema gekommen sind)

Ich werfe natürlich noch einen Blick in die Kathedrale, und esse in der Bar im Urbis, ein interessantes Glasgebäude, dass auch eine Ausstellung zur Entwicklung von Urbanen Lebensweisen und der Entwicklung großer Städte enthält.






Das Manchester Wheel erweist sich als Flop, da es viel zu niedrig ist, und sich zu schnell dreht.


Insgesamt ein heftiges Besichtigungsprogramm. So beende ich den Tag mit etwas Fahrrad putzen und Blog updaten. Früh ins Bett komme ich aber trotzdem nicht...

Tag 71 Liverpool - Manchester

Mittwoch 10.06.2009

Wetter: meist bewölkt 14 bis 19°, abends Regen
Tageskilometer: 63
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 6098
Tages-Fahrzeit :2:43 h
Gesamte Fahrzeit: 305:38 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 23,1 km/h
Tageshöhenmeter: 469
Gesamt Höhenmeter: 65735
Maximale Steigung 7%
Maximalpuls: 165
Durschnittliche Pulsfrequenz: 124


Am morgen gibt es zunächst die Intensivtour zu den ehemaligen Wohnstätten von John Lennon und Paul McCartney, Mendips und Forthlin Road 20. Beide werden von einem „Custodian" bewohnt und sind so wieder hergestellt, wie sie zu der Zeit als die beiden dort jeweils gewohnt haben aussahen. Die Tour ist recht teuer (16 Pfund), ist aber der einzige Weg dort hinein zu kommen, und manchmal recht lange ausgebucht.
Anyway, die ausführlichen Erklärungen sind sehr interessant, und wir gehen in Mendips zunächst den Weg den Paul genommen hat, als er das erste mal in Johns Haus kam, und stehen im Wohnzimmer, wo die beiden das erste mal zusammen geprobt haben.


In Forthlin Road 20 sind über hundert Beatles Songs entstanden. Da Pauls Bruder damals fotografierte, und die Fotos an den Stellen aufgehängt sind an denen sie geschossen wurden, kann man sich hier noch viel besser in die Situationen versetzen.

Man darf nicht fotografieren, und muss sogar die Kameras und Taschen usw. abgeben.

Ich mache eine ganz nette Bekanntschaft auf der Tour, als ich mich aber zwischen Katharina aus Hamburg und Monet und Rodin entscheiden muss, entscheide ich mich für letztere. Leider haben sich letztere gegen mich entschieden, denn als ich die Walker Art Gallery besuche muss ich feststellen, dass die Werke der beiden nach Stockholm ausgeliehen sind.
Auch sonst ist die Walker Art Gallery nicht ganz das was ich erwartet hatte. Vielleicht sind auch meine Erwartungen zu hoch geschraubt, durch die erstklassigen Museen, die ich auf der Tour schon besuchen konnte.

Die Fahrt nach Manchester ist eher unspektakulär, aber endlich mal wieder ein paar Fahrradkilometer. Das Land ist flach, und die Straßen auch. Einzige Herausforderung ist an manchen Stellen der Verkehr.


Liverpool und Manchester liegen nur 60 Kilometer auseinander, und dazwischen liegen einige kleinere Städte, so dass ich nicht sagen kann wo Liverpool aufgehört hat, und nach Manchester rein ist es ähnlich.

Ich bin zwar schon zu spät um noch irgendwelche Museen zu besuchen, aber ich mache noch eine kleine Tour durch Castlefield, ein interessanter Stadtteil, wo die römischen Wurzeln der Stadt sichtbar gemacht wurden, und die industriellen Gelände für Freizeiteinrichtungen und Museen genutzt wurden.



Im vorgebuchten Hotel will man mir ein Zimmer ohne Fenster aufdrehen. Ich bereue es, nicht das relativ gute Angebot vom Hilton genutzt zu haben, denn das überragt die Stadt, und die Zimmer bieten sicherlich eine fantastische Aussicht. Nachdem ich mein Zimmer mit Fenster habe, beiße ich in den sauren Apfel und buche noch die zweite Nacht, denn einen halben Tag für Manchester, das ist Schmarrn.


Townhall

Dafür gehe ich Abends nochmal weg, und gehe in eins der wenigen noch existierenden IMAX Kinos. Zu meiner Überraschung ist hier richtig viel los in der Stadt. War in Liverpool auch, aber ganz andere Richtung, und auf einige Lokale konzentriert, hier vibriert die ganze Innenstadt. Überhaupt sehr interessant, zwei Städte so dicht zusammen, und doch so unterschiedliche Charaktere.


Dienstag, 9. Juni 2009

Tag 70 Liverpool

Dienstag 09.06.2009

Wetter: bewölkt um14°
Ruhetag


Was für eine Kathedrale!

Eine der größten Kirchen der Welt (und die zweithöchste nach dem Petersdom in Rom). Meine erste Sehenswürdigkeit heute morgen ist die Liverpool Cathedral. Wie ein riesiges Schlachtschiff liegt sie da. Ohne Schnickschnack und völlig schnörkellos, beeindruckt dieses Bauwerk einfach durch seine Größe.


Und der äußere Eindruck wird innen noch übertroffen. Die mächtigste Kathedrale, die ich bis jetzt gesehen habe. Das „Raumgefühl“, das sich einstellt wenn man mitten in diesem riesigen Raum steht, ist einfach unbeschreiblich..


Es ist die erste der Kathedralen, die ich besucht habe, die man für ganz saekulare Events buchen kann. Ein Cafe gibt es auch in der Kathedrale, und so frühstücke ich heute morgen im wahrscheinlich größten umbauten Raum, denn ich bisher betreten habe.



In der Tat ist die Kathedrale so gut, dass ich sie noch ein zweites Mal besuche und einen Großteil des Vormittags dort verbringe. Denn als besonderes Highlight kann man auch noch oben auf den mächtigen Turm hinauf, und hat einen fantastischen Ausblick über die ganze Stadt.





Von der Liverpool Cathedral sind es nur einige hundert Yards bis zur Metropolitan Cathedral. Liverpool hat nämlich zwei Kathedralen. Während erstere Anfang 20. Jh. bis 1978 gebaut wurde, ist die katholische Metropolitan Cathedral auf der Krypta eines Kathedralenprojekts das durch den 2. Weltkrieg gestoppt wurde, in den 60er Jahren errichtet worden.


Eine völlig andere Architektur, beeindruckt der Rundbau vor allem durch den Einsatz von viel farbigem Glas, das ein atmosphärisches Licht erzeugt, und hat einen Laternenförmigen Aufsatz, ebenfalls aus Bleiglas.


Ich widerstehe dem Drang die Liverpool Cathedral noch ein drittes Mal zu besuchen, und schaue mir stattdessen das Albert Dock an, das als hervorragendes Beispiel für die Modernisierung und Umfunktionierung alter heruntergekommener Stadtteile gilt. Um das Dock herum gibt es interessante Gastronomie, und einige gute Musseen.


Ich werfe einen Blick in die Dependance der Tate Gallery, wo es echte Highlights der Kunst des 20. Jahrhunderts zu besichtigen gibt. Eine weitere positive Überraschung.


Hier im Albert Dock ist auch „The Beatles Story“ untergebracht. Ein recht teueres Museum, indem aber die Geschichte der Beatles wirklich klasse und aufwendig aufbereitet wird.

Von hier startet auch die „Magical Mystery Tour“, eine Rundfahrt zu den wichtigen Stätten in Liverpool mit Bezug zu den Beatles. Neben den Geburts- oder Wohnhäusern der Bandmitglieder und von Epstein, gibt es einige weitere spannende Orte zu sehen, z.B. den Cavern Club. Natürlich steht auch ein Fotostopp bei Strawberry Fields, und eine Fahrt durch die Penny Lane auf dem Programm.


Hier hat George Harrison gewohnt...

...und hier John Lennon...

...und hier Paul McCartney...

Man bekommt wirklich die Möglichkeit sich vorzustellen, wie Lennon, McCartney und Co aufgewachsen sind, hier ihre Songs geschrieben haben und ihre ersten Auftritte und Erfolge hatten. Sehr spannend!
Man kann das Ganze noch vertiefen, was ich morgen tun werde. Die Tour endet in der Matthew Street, wo auch heute noch sicht- und hörbar ist, dass selbst nach über vierzig Jahren die Musikszene in der Stadt noch von den Beatles profitiert.




Als abendliches Kontrastprogramm hätte ich gerne mal ein Konzert oder Theaterstück besucht, aber es gibt nur Kindermusical, bzw. Dienstags gar nichts in der Richtung, so dass ich statt der Philharmonie den Pub „The Philharmonic“ besuche, einer der legendären Pubs in Großbritannien. Hier dürfen sogar die Ladies auf die Herrentoilette, um die Pissoirs zu besichtigen, die u.a. aus Marmor gearbeitet sind... Auch John Lennon hat hier im „Phil“ gerne mal ein Pint Bier genommen.



Nach diesem eindrucksvollen Tag kann ich mich nur wundern, dass die Reiseführer meine Begeisterung für die Stadt nicht wirklich teilen. Die Spuren der wirklich schlechten Jahre im Industrial Belt (Liverpool-Manchester-Birmingham) sind auch in Liverpool noch vorhanden, aber alles in allem ist die Stadt ein touristisches Highlight allererster Güte. Allein die eine mächtige Kathedrale ist die Reise schon Wert, dann gibt es noch den Mersey River, Pubs mit Livemusik ohne Ende, die Walker Art Gallery, Chinatown, die St. Georges Hall, das beeindruckende Gebäudetrio am Pier Head und, und, und.

St. Georges Hall (mit der größten Orgel der Welt)

Chinatown

Das erste Mal, dass ich das Gefühl habe die Zeit reicht nicht um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erfassen, so dass auch morgen noch ein Teil der Zeit für Liverpool draufgeht, und Manchester nur Übernachtungsziel ist.