Samstag, 16. Mai 2009

Tag 46 Lochgilphead - Oban

Wetter: bewölkt, teils Regen, manchmal etwas Sonne 12 bis 16°
Tageskilometer: 72
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 3950
Tages-Fahrzeit :3:28 h
Gesamte Fahrzeit: 207:37 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,9 km/h
Tageshöhenmeter: 785
Gesamt Höhenmeter: 43412
Maximale Steigung 12%
Maximalpuls: 157
Durschnittliche Pulsfrequenz: 130


Heute morgen ist es überraschend warm, 6° wärmer als gestern abend. Es geht zunächst ein Stück weiter auf der 83 und dann auf die 816 Richtung Norden. Das Ziel ist Oban, so dass es heute keine vollwertige Etappe wird.

Aber von dort gehen die Fähren auf inneren Hebriden ab. Und ein wichtiges Ziel ist natürlich Iona. Eine kleine Insel westlich von Mull, die eine große historische Bedeutung für Schottland hat. In Oban gibt es zwei Übernachtungen, und morgen dann die „Drei Insel Tour“ mit Mull, Staffa und Iona.

Bis Oban sind es nur gut 70 Kilometer, allerdings gibt es ein bisschen was zu klettern, schließlich bin ich in den Grampian Mountains. Aber im alles im Bereich „fair“ bis „hart aber fair“, also keine Brutalorampen a la Südengland.






Außer den Fotostopps gibt es keine Unterbrechungen, und so bin ich recht zeitig in Oban. Das Fährticket ist schnell besorgt, jetzt noch die Übernachtungen. Im ersten Hotel rufen sie 30 Pfund auf für die Nacht wollen mir aber das Zimmer nicht zeigen, erst ab 3. Hm, macht mich misstrauisch. Im zweiten Hotel ist die Ansage 90 Pfund pro Nacht für den Singleroom. Ganz normales 3-Sterne Haus. Nee danke. (handeln macht keinen Sinn, die Stadt ist offensichtlich gut gebucht, an den B&Bs hängen überall no vacancies Schilder). Dritter Versuch. Diesmal klappt's, 45 Pfund, Zimmer nicht toll aber geht. Einziger Haken: Gut 120 Treppenstufen bis zum Zimmer und kein Lift. Aber da meine Knie bis jetzt so erstaunlich gut mitgemacht haben nehme ich das Zimmer trotzdem.

Zum Mittagessen gibt es natürlich Haggis, und dann schlendere ich noch ein bisschen durch das Städtchen.




Neben dem Hafen gibt es als weitere Attraktion noch den McCaig Tower. Ein Bauwerk, dessen endgültiger Zweck nicht genau bekannt ist. McCaig hat mit dem Bau vor allem begonnen um die zeitweilige Arbeitslosigkeit der lokalen Handwerker zu überbrücken. Als er starb wurde der Bau unvollendet beendet. Das Bauwerk sieht von weitem aus wie ein römisches Amphitheater, ist aber kreisrund und die Fenster haben Spitzbögen.


Es ist heute vor allem ein toller Aussichtspunkt mit Blick auf Oban und die davor gelagerten Inseln der inneren Hebriden.



Blick vom Hafen auf die Stadt

Freitag, 15. Mai 2009

Tag 45 Glasgow - Lochgilphead

Wetter: bewölkt, meist trocken 10 bis 13°
Tageskilometer: 139
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 3878
Tages-Fahrzeit :6:12 h
Gesamte Fahrzeit: 204:09 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 22,4 km/h
Tageshöhenmeter: 1405
Gesamt Höhenmeter: 42527
Maximale Steigung 9%
Maximalpuls: 168
Durschnittliche Pulsfrequenz: 129


Meine Karte ist zu grob um einen Weg aus Glasgow heraus zu bestimmen, so fahre ich nach Kompass und frage die hilfsbereiten Schotten. Nach ca. zehn Kilometern ist die Stadtgrenze erreicht und ich fahre die 814 bis Helensburgh.

Letzter Blick auf Glasgow

Helensburgh

Hier gibt es das Hill House der Familie Blackie zu bestaunen. Das wurde vom schon erwähnten Mackintosh und seiner Frau komplett entworfen und gestaltet. Ein Gesamtkunstwerk, wie die Häuser die Gaudi in Barcelona gebaut hat.

Von außen ist das Mackintosh Haus recht schmucklos, wie auch schon das Gebäude, das er für die Glasgow School Of Art entworfen hat. Ganz im Gegensatz übrigens zum Rest der Villen die in diesem vornehmen Stadtteil von Helensburgh zu finden sind.


Als ich ankomme stelle ich zu meinem Entsetzen fest, dass nur nachmittags geöffnet ist. Ich müsste also noch fast zwei Stunden warten, um mir das Haus von innen anzusehen. Da ich Leute im Haus sehe gehe ich einfach rein, worauf mich eine freundliche Dame darauf hinweist, dass dies eine private Besichtigung sei, und ich bis halb zwei warten müsste. Ich erkläre, dass ich gerade mit dem Fahrrad den Berg hoch gestrampelt bin und nicht draußen in der Kälte zwei Stunden warten kann und will, und nicht nochmal runter in die Stadt fahren will usw. Aber es lässt sie kalt und sie will mich wegschicken. Ich bleibe aber hartnäckig und erklär' ihr das alles nochmal, bis sie schließlich die nächst höhere Instanz holt. Auch eine freundliche, aber noch bestimmtere Dame, die versucht mich hinauszukomplentieren. Nachdem ich auch hier nochmal alles versuche einigen wir uns darauf, dass ich zehn Pfund für den Heritage Fund gebe und mir das Haus anschauen darf. Das nenne ich mal eine praktische Lösung mit klassischer win-win Situation.

Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung den Umweg zu fahren und sich das Haus anzuschauen, denn hier war offensichtlich das Budget größer wie bei den Tearooms in Glasgow.
Ein komplett durchdesigntes Haus, wo jedes Zimmer ein Gesamtkunstwerk ist, ist schon beeindruckend. Je nach Talent oder Genie der Gestalter mal mehr mal weniger. Auch wenn ich das Design immer noch als etwas kühl empfinde, so macht die kunstvolle Schlichtheit doch für ein täglich benutztes Haus viel Sinn. Vor allem auch die von Mackintoshs Frau gestalteten Teile sind beeindruckend. Es gibt die Vermutung das Gustav Klimt ihre Arbeiten gesehen hat und davon beeinflusst war, was man gerne glaubt, wenn man sie sieht. Leider darf man keine Bilder vom Inneren des Hauses machen.

Nach dem Besuch des Hill House kämpfe ich mich ein paar Kilometer gegen den Ostwind auf die 82. Die führt direkt am Loch Lomond entlang, dem größten Binnensee Großbritanniens. Das etwas düstere Wetter passt sehr schön dazu. In Luss gibt es Mittagessen und ein paar schöne Fotos vom Loch Lomond.



Es geht weiter Richtung Norden und dann nach Westen auf die 83. Da ich nur an wenigen Stellen Gegenwind habe läuft es recht gut, so dass ich sogar noch die Chance habe Inveraray zu erreichen. Die Frage ist, wann schließt das Castle? Wenn es um fünf zu macht, ist die „last admission“ wahrscheinlich um vier oder halb fünf. Vier ist nicht zu schaffen, halb fünf aber vielleicht schon.

So gebe ich auf den teilweise langen Anstiegen (ein Teil der Strecke liegt schon im Gebiet der Grampian Mountains) und auf den kurzen Gegenwindpassagen alles, und mache auf den Rückenwindstrecken richtig Druck. Dank der herrlichen Landschaft und mit dem Ruhetag im Rücken geht das ganz gut. Das einzige was mich etwas aufhält sind die Fotostopps...




Tatsächlich erreiche ich Inveraray um zehn nach vier, und es stellt sich zu meiner Freude heraus, dass es Einlass bis fünf Uhr gibt. Das Castle hat sicherlich die prunkvollste Inneneinrichtung die ich bis jetzt in GB gesehen habe. Die Herzöge von Argyll, die bis heute hier residieren, sind offensichtlich ein bedeutendes Adelsgeschlecht. Gerne steht auch mal ein Geschenk von Queen Victoria in einem der Räume. Die Empfangshalle ist angeblich der höchste Raum in einem Haus in Schottland. Auch hier darf man leider von den Innenräumen keine Fotos machen.




Ich überlege kurz mir in Inveraray eine Unterkunft zu suchen, aber ich beschließe dann doch den günstigen Wind (bzw. dessen zu diesem Zeitpunkt teilweise völlige Abwesenheit) und das trockene Wetter für ein paar weitere Kilometer zu nutzen.




Bis sechs will ich ungefähr fahren, um zwanzig nach findet sich eine schöne Unterkunft, wo es auch noch was zu essen gibt. Perfekt.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Tag 44 Glasgow

Wetter: Sonnenschein, leicht bewölkt
Ruhetag


Glasgow hat auch ein funktionierendes Nachtleben, auf jeden Fall bis 5:17 Uhr. Ich weiß es so genau, weil es direkt vor dem Fenster meines Hotelzimmers stattfindet. Gegenüber ist ein Club, so ist an schlafen nicht zu denken. Erst überlege ich so um elf rüberzugehen, aber die Musik ist leicht grauenhaft, und das Publikum noch keine zwanzig. Obwohl ich durch die Lage meiner Wohnung einiges gewohnt bin, scheitert der Versuch einfach trotzdem zu schlafen kläglich und um vier gebe ich auf und Frage an der Rezeption nach einem anderen Zimmer.
Der gute Mann ist zwar sehr besorgt um mein Wohlergehen, aber ein anderes Zimmer ist keines frei. Seine Versuche die fröhlich gröhlende Menge zur Zimmerlautstärke zu bewegen, die er in regelmäßigen Abständen startet wirken irgendwie grotesk. Um durch die Stadt zu ziehen bin ich zu müde, schlafen geht auch nicht, und so gibt es ein Update fürs Blog.

Nachdem die letzten singend den Heimweg angetreten haben, kann ich erst mal nicht einschlafen und bin erstaunt wie ruhig die Stadt im Vergleich zu anderen Städten ist, wo es um sechs Uhr so langsam losgeht.

Anyway, nach dem Frühstück gibt es ein anderes Zimmer für die nächste Nacht, und ich mache mich auf den Weg zur St Mungo Kathedrale. Die macht erst um 9:30 Uhr auf, so dass ich noch etwas durch die Glasgow Necropolis schlendern kann, gleichzeitig Friedhof und Park. Hier haben viktorianische Kaufleute sich imposante Grabmäler gesetzt.


Die Kathedrale ist zwar groß, aber gehört sicher nicht zu den Favoriten meiner Sammlung. Interessant ist, dass sie wegen des abschüssigen Hangs praktisch über zwei Ebenen geht. Die Krypta ist außerdem bemerkenswert.




Ganz nahe dabei befindet sich das St Mungo Museum of Religious Life and Art. Ich bin etwas enttäuscht, denn die Aufarbeitung und Darstellung des Umgangs der verschiedenen Religionen mit den essentiellen Fragen des Lebens ist nicht sehr aufschlussreich. Eine Hinterfragung der Religion an sich kommt kaum vor. Allerdings gibt einige bemerkenswerte Kunstgegenstände mit religiösem Hintergrund zu sehen, die Teils aus den Sammlungen der anderen Glasgower Museen stammen, und die den Besuch doch lohnenswert machen.



Anschließend fahre ich mit dem Taxi in das am anderen Ende der Innenstadt gelegene Glasgow Museum and Art Gallery, im Kelvingrovepark. Der Gedanke mit dem Bus zu fahren war kurz aufgeblitzt, aber mein Orientierungssinn bezüglich Bussen ist irgendwie defekt. In London habe ich damals drei Monate gebraucht... Und außerdem braucht man passendes Kleingeld, habe ich nicht. Die U-Bahn hält eine halbe Meile vom Ziel weg. Also Taxi.

Das erweist sich hier als viel sinnvoller als in Dublin, der in Glasgow geborene und aufgewachsene Taxifahrer, weiß eine Menge interessantes zu erzählen, und weiß auch wo das Ziel zu finden ist, günstig ist es außerdem.



Im Glasgow Museum und Art Gallery kann man natürlich mehr wie einen Tag verbringen wenn man will, aber da ich mir nicht zum hundertsten mal die Entstehung der Erde, Evoulution der Flora und Fauna, sowie Dinosauriersekelette anschauen muss, habe ich viel Zeit für die spannenden Sachen. (Ok, einen Blick habe ich schon auf das Dinosaurierskelett geworfen, und auch durch die Themenausstellungen wie „The Warrior – Dressed to kill“ habe ich dann doch angeschaut.


Hier gibt es auch eine erste ausführliche Darstellung der Designer/Architekten Gruppe „The four“, und allen voran Charles Rennie Mackintosch, die eine schottische Form des Jugendstils verkörperten.
Auf mich wirkt diese Form sehr kühl, völlig im Gegensatz zu den beeindruckenden Werken und Bauwerken von Gaudi, oder der „lieblichen, winzigen norwegischen Jugendstilblüte“ in Alesund. Kein Wunder, das Walter Gropius so von Mackintosh begeistert war.


Ansonsten schwelge ich in den Räumen der italienischen, holländischen und französischen Maler. Mein erster echter van Gogh, Impressionisten, ital. Renaissance usw., Dali, Cezanne, schlicht beeindruckend. Dazu sehr informative Installationen, die direkt am Bild oder im Vergleich zweier Bilder, über Projektionen, Technik, Inhalt oder Geschichte erklären.




Anschließend geht es zurück ins Zentrum, wo ich im Willow Tearoom, einem von Mackintosh entworfenen „Gesamtkunstwerk für Teetrinker“, meinen Tee nehme. Sorry, aber lässt mich völlig kalt. (der Tee ist allerdings heiß).



Aber es geht noch mehr Macktintosh, nächste Station ist das Lighthouse, ein von ihm entworfenes Gebäude, das in den 90igern umgebaut wurde und jetzt das Zentrum für Architektur und Design beherbergt.


Neben einer Aufarbeitung von Leben und Werk Macktintosh's, gibt es einen alten Wassertum den man besteigen kann. Laut der Dame an der Rezeption nur 35 Stufen. Das hatte ich zumindest verstanden, aber es sind auf jeden Fall mehr wie 135 Stufen, zur Belohnung gibt es aber eine tolle Aussicht auf die Stadt.



Es gibt auch noch eine geschlossene Aussichtsplattform in einem anderen Teil des Gebäudes, auf der ich ganz alleine bin. In einem bequemen Sessel, kann man von dort über die Stadt schauen ohne dem Wind ausgesetzt zu sein.


Zum Abschluss meiner Museumstour gibt es noch einen Abstecher in die Gallery of modern art. Hm...

Den Rest des Tages verbringe ich damit die Atmosphäre der Stadt aufzusaugen, jetzt weiß ich wenigsten wieder, dass ich in einer provinziellen Kleinstadt wohne. Macht nix, aber ab und zu mal eine richtige Stadt, erweitert doch den Horizont.

Universitätsgebäude

Einkaufsgallerie(en)



Stockexchange

River Clyde